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Die Wohnwende beginnt im Kopf: das RENN.süd-Forum 2023

Foto: Sven Stolzenwald

Ulms Oberbürgermeister Gunter Czisch brachte es in seinem Grußwort auf den Punkt: „Beim Thema Wohnen besteht aus verschiedenen Perspektiven großer Handlungsdruck – (nicht nur) bundesweit rückt es deshalb auf allen Ebenen in den Fokus“. 

Aus gutem Grund: Wohnen ist ein Grundbedürfnis, auf das keiner von uns verzichten kann – und wird für immer mehr Menschen in Deutschland unerschwinglich. Die Mieten steigen auf immer neue Höhen, ebenso wie die Kaufpreise für Wohnungen und Häuser. Die veränderte Nutzung von Wohnraum im Bestand, Sanierung und da, wo nicht vermeidbar, Neubau, kommen dem Bedarf nicht einmal im Ansatz hinterher. Gleichzeitig trägt das Wohnen entscheidend zum CO₂-Ausstoß bei. Ihn zu senken ist eine Generationenaufgabe, für die uns angesichts der Klimakrise eigentlich keine Generation Zeit mehr bleibt. Die Herausforderungen sind riesig, muten unüberwindlich an. Können wir sie als Gesellschaft meistern? 

Das RENN.süd-Forum hat eine klare Antwort auf diese Frage gegeben: ja - mit Engagement, Erfindungsreichtum und dem Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen!

Einblick in das Programm

Über 70 Teilnehmende aus Baden-Württemberg und Bayern kamen im Ulmer Haus der Begegnung zusammen. Menschen, die neue Wege gehen – in zivilgesellschaftlichen Initiativen, Genossenschaften, Politik, Verwaltung oder privat. 

Den inhaltlichen Auftakt des Forums machte Prof. Dipl. Ing. Susanne Dürr mit einem Impulsvortrag zur Zukunft des Wohnens. Zentrale Botschaft: Unsere Leben haben sich grundlegend geändert. In früheren Generationen waren die Lebensentwürfe einfach. Für Erwachsene gab es in der Regel nur zwei Wendepunkte: Hochzeit und Verrentung. Entsprechend wurde gebaut. Heute gibt es eine Vielzahl von Lebensentwürfen mit vielen Phasen – und einen Bestand an Wohnraum, der nicht zu ihnen passt. 

In Blitzlichtern berichteten im Anschluss Akteur*innen aus der Praxis. „Uns gehört ein Viertel aller Mietwohnungen in Ulm, damit sind wir die Mietpreisbremse vor Ort“, hob Dr. Frank Pinsler von der Ulmer Wohnungs- und Siedlungs-Gesellschaft hervor. „Doch die Herausforderungen sind groß: immens hohe Baupreise, steigende Zinsen und der Fachkräftemangel machen uns zunehmend zu schaffen“. 

Christian Stupka von der GIMA München lenkte die Aufmerksamkeit auf den Flächenverbrauch. „Wir setzen auf intelligenten Geschosswohnungsbau, führen Wohnen und Arbeiten wieder zusammen. Und: Wir verringern die individuellen Wohnflächen und gewinnen damit Raum für mehr Nachbarschaft“. 

Sabine Herrmann von Mietshäuser Syndikat richtete einen Appell an Politik und Verwaltungen: „Unsere selbstorganisierten Wohnprojektgruppen setzen gerade die Wohnwende um, mit nachhaltigem Neubau, mit innovativen Clusterwohnungsbau für sparsamen Wohnflächenverbrauch, vielen Gemeinschaftsflächen und bezahlbaren Mieten. Wir kämpfen in diesen schwierigen Zeiten mit Zinssteigerungen, Baukostensteigerung und weiteren Herausforderungen. Trotz alledem wollen wir die Projekte mit viel Engagement realisieren. Wir wünschen uns finanzielle Unterstützung oder eine Mithilfe soziale Investor*innen zu finden“. 

„Wie bekommen wir es hin, dass Menschen sich wieder im öffentlichen Raum treffen?“, fragte Gernot Pohl von der Stadt Kirchheim unter Teck in die Runde. „Der Wohnungsmarkt bietet im Wesentlichen entweder Einfamilienhäuser oder anonyme Wohnblocks an“. 

Nach der Mittagspause teilte sich das Forum. Die Teilnehmer*innen hatten die Wahl zwischen fünf Themenworkshops, den (b)RENN.punkten. Im Fokus: das Teilen von praktischen Erfahrungen. In ihrer Vielfalt spiegelten die Workshops die Komplexität der Wohnwende und die Vielzahl der Ansätze, die es braucht, wider. Sie reichten von der zentralen Rolle von Genossenschaften und Kommunen bei der Schaffung von Wohnraum und Planung von Stadtquartieren, die als Vorbilder und Inspiration dienen, über die Möglichkeiten von Bürgerbeteiligung, ein kooperatives Planungs-Brettspiel bis zur virtuellen Welt eines Engagiertennetzwerks. 

Hier finden Sie das Programm auf einen Blick.

Ausblick 

„Man sollte sich nur über Sachen aufregen“, bemerkte der Ulmer Oberbürgermeister Czisch in seinem Grußwort, „die man selbst ändern kann“. 

Rasant steigende Mieten und Kosten beim Bau, Kommunen in Flächen- und Finanznot, Klimaschutz, der nicht mehr länger aufgeschoben werden kann: Das Wohnen ist in der Krise – und genau darin liegt die Chance zur Veränderung. Ein „weiter so“ ist nicht mehr möglich. Es braucht neue Ideen und Konzepte. Und die, das hat das Forum eindrucksvoll unterstrichen, die gibt es bereits: entwickelt und praktiziert von Engagierten überall in Deutschland. Die Zukunft hat bereits begonnen!

Die Erkenntnisse des Forums wird RENN.süd in die weitere Arbeit einbeziehen und allen Mitwirkenden und Teilnehmenden des Forums auch für die eigene Arbeit zur Verfügung stellen, u. a. mit der Veröffentlichung aller Beiträge in der Publikationsreihe “Wandel gemeinsam gestalten”.

Zur Publikation

Die Beteiligten des Markts der Möglichkeiten 

Zahlreiche Akteur*innen waren mit Ständen auf unserem Markt der Möglichkeiten vertreten. Sie tauschten sich mit den Teilnehmenden aus und informierten über ihre Ziele und Arbeit: 

  • Allianz für Beteiligung Baden-Württemberg 
  • Kommune Bodnegg / Aus alt mach 2 
  • Gemeinschaft und Ökosiedlung Schloss Tempelhof 
  • Gemeinwohlökonomie-Gruppe Ulm 
  • GLS Gemeinschaftsbank – nachhaltig, sozial, ökologisch 
  • NaturVision Filmfestival / Earth-Vision UG 
  • Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit / Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) 
  • Lokale Agenda Büro / Ulm 
  • Verkehrsclub Deutschland e.V. 
  • Nestbau AG – Aktiengesellschaft in Bürgerhand 

#wohnwendejetzt

Zur Pressemitteilung 

Pressestimmen

Veranstaltungstipp: Unsere Kolleg*innen von RENN.mitte veranstalten von Juli bis November eine Webinarreihe zum Thema "Nachhaltiges Bauen" mit dem Titel "Die Welt von Morgen bauen. Wege zur nachhaltigen Kommune". Die Reihe richtet sich an Kommunen und kommunal interessierte Akteur*innen.

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