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Das 17-Minuten-Interview

© Barbara Ruser

»Unser Fokus liegt stets auf der Sache selbst und darauf, positive Möglichkeiten für eine lebenswerte Zukunft in unserer Stadt zu zeigen. Unsere Initiative Buxtehude im Wandel ist auch bereit, Kompromisse einzugehen und die Herausforderungen Schritt für Schritt anzugehen. Wichtig ist, dass wir stets konstruktiv bleiben, offen für neue Ideen und Kooperationen. Uns ist es wichtig, dass die Freude im Vordergrund steht. Denn wenn wir die Freude verlieren, schwindet auch die Motivation.«

 – Barbara Ruser

Wie „Buxtehude im Wandel“ die nachhaltige Entwicklung in unserer Stadt vorantreibt

Barbara, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst. Könntest du dich kurz vorstellen und erzählen, wie die Initiative Buxtehude im Wandel entstanden ist?

Sehr gerne. Ich bin Barbara Ruser, 63 Jahre alt und seit einem Jahr im Ruhestand. Vor vier Jahren lernte ich die Initiative „Buxtehude im Wandel" kennen – eine Bürgerbewegung für nachhaltige Stadtentwicklung. Sie wurde von drei Menschen gegründet, die von einer Vortragsreihe der Evangelischen Akademie für Erwachsenenbildung in Stade inspiriert wurden. In der Reihe ging es um die Frage: „Geht es auch anders?" – also, ob Wirtschaft und Landwirtschaft auch anders funktionieren können. Sie waren davon so begeistert, dass sie beschlossen, hier vor Ort aktiv zu werden und im Kleinen zu beginnen, ohne direkt Forderungen an die Politik zu stellen. Stattdessen wollten sie „einfach mal anfangen“ und zeigen, was möglich ist.

Ziele und Schlüsselprojekte von „Buxtehude im Wandel“

Zukunftsgarten © Barbara Ruser
Zukunftsgarten © Barbara Ruser
Welche Ziele verfolgt eure Initiative, und welche Projekte sind euch besonders wichtig?

Unser Hauptziel ist es, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Gesellschaft zu stärken. Wir möchten den Menschen in unserer Stadt zeigen, dass es bereits zahlreiche nachhaltige Lösungen gibt, die jeder nutzen kann. Dafür haben wir verschiedene Projekte ins Leben gerufen. Zum Beispiel haben wir eine App entwickelt, die aufzeigt, wo es hier vor Ort soziale Initiativen, Second-Hand-Läden, Repair-Cafés o. ä. gibt. Ein weiteres wichtiges Projekt ist die „essbare Stadt“, bei dem wir in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Hochbeete an Schulen und Kitas errichtet haben. Diese Projekte sollen den Bürgerinnen und Bürgern zeigen, dass man auch im Kleinen etwas bewirken kann.
 

Das klingt nach einer beeindruckenden Arbeit. Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung? Gab es Herausforderungen, die ihr meistern musstet?

Die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung hat sich mit über gegenseitiges Vertrauen entwickelt. Wir haben gelernt, dass es wichtig ist, auf der menschlichen Ebene miteinander zu sprechen und Kompromisse zu finden. Wir bleiben offen für die Bedürfnisse der Stadt und suchen gemeinsam nach Lösungen, anstatt nur an unseren Vorstellungen festzuhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Projekt „Zukunftsgärten“, bei dem wir naturnahe Beete in der Stadt anlegen. Dabei haben wir die Stadtverwaltung und den NABU als Partner gewonnen und u.a. gemeinsam Pilotflächen geschaffen, um naturnähere öffentliche Grünanlagen zu gestalten. Wichtig war, dass wir nicht gleich mit großen Forderungen kamen, sondern mit kleinen Schritten begonnen haben, die für alle machbar waren – quasi in Pilotprojekten.

Motivation, Zukunftsvisionen und langfristige Ziele

Buxtehude im Wandel auf der Ökomesse © Barbara Ruser
Wie motiviert ihr Menschen, sich langfristig in eurer Initiative zu engagieren?

Jeder bringt sich bei uns so ein, wie es für ihn oder sie passt. Manche organisieren im Hintergrund, andere helfen vor Ort, und wieder andere beteiligen sich sporadisch. Wir respektieren das und holen die Menschen dort ab, wo sie stehen. Es geht nicht um Perfektion, sondern darum, gemeinsam etwas zu bewegen und dabei Freude zu haben.

Eure Initiative scheint sehr erfolgreich zu sein. Wie seht ihr euch in den nächsten Jahren und was sind eure Wünsche für die Zukunft?

Wir sehen uns als eine Graswurzelbewegung, die eigenständig bleibt, aber auch in enger Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, der Stadtverwaltung und der Wirtschaft agiert. Unser Ziel ist es, die Bürgerbeteiligung in unserer Stadt zu stärken und eine positive Zukunft für unsere Stadt zu gestalten. Dabei spielt Gemeinschaft eine zentrale Rolle. Es geht darum, Verbindungen herzustellen, zwischen Bürgern, Verwaltung und Wirtschaft, und gemeinsam an einer nachhaltigeren und lebenswerteren Zukunft zu arbeiten. Wir möchten, dass Buxtehude ein Vorbild wird, wie eine Stadt im Wandel durch Bürgerengagement positiv gestaltet werden kann.

Kooperationen und neue Projekte

Müllsammelaktion © Barbara Ruser
Was ist deiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg eurer Initiative?

Unser Erfolg gründet auf Geduld, Bescheidenheit und dem Fokus auf das Wesentliche. Wir setzen auf Kompromisse, schrittweises Vorgehen und Offenheit für neue Ideen. Wichtig ist, dass wir Freude an unserer Arbeit haben – ohne sie fehlt auch die Motivation.

Diese Herangehensweise ist äußerst gesund und effektiv. Habt ihr Pläne, wie ihr in Zukunft noch mehr Menschen für eure Initiative gewinnen könnt?

Wir setzen sehr auf Kooperationen, um neue Zielgruppen zu erreichen. Ein Beispiel dafür ist unser Projekt mit der örtlichen Hochschule, bei dem wir versuchen möchten, junge Menschen einzubinden, die ihre Zukunft aktiv mitgestalten wollen. Wir haben auch ein Projekt gestartet, das „Zukunfts(t)räume 2035" heißt, bei dem wir die Bürgerinnen und Bürger dazu einladen, sich vorzustellen, wie sie sich das Leben in Buxtehude in 10 Jahren wünschen. Das Schöne an diesem Projekt ist, dass es Menschen positiv in die Zukunft blicken lässt und sie dazu ermutigt, aktiv an der Gestaltung ihrer Stadt mitzuwirken. Viele Ansätze sind schon vorhanden, sie müssen nur in die Breite getragen werden und „mainstream“ werden.

Veranstaltungen und besondere Highlights

Markt der Möglichkeiten © Barbara Ruser
Markt der Möglichkeiten © Barbara Ruser
Gibt es ein spezifisches Projekt oder eine Veranstaltung, die dir besonders am Herzen liegt und die du uns näher vorstellen möchtest?

Ja, wir haben im Herbst wieder unsere Veranstaltungsreihe „Nachhaltiger Herbst“. Dabei werden verschiedene Themen rund um Nachhaltigkeit hier vor Ort aufgegriffen. Neben Vorträgen und Veranstaltungen mit Schulen ist das Fleth-Fest am 14. September bis 15. September, das von den Anwohner:innen des Fleets organisiert wird, ein Highlight. Dort stellen sich verschiedene Initiativen und Vereine vor, und man kann die Vielfalt unserer Stadt erleben. Es ist eine großartige Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen und sich über zukunftsfähige Projekte in Buxtehude zu informieren.

Die Veranstaltung hört sich sehr vielversprechend an. Könntest du uns zudem einen Einblick in eure Zusammenarbeit mit RENN.nord geben und wie diese Kooperation eure Arbeit unterstützt?

Sehr gerne. Ich hatte das Vergnügen, RENN.nord bei ihrer Jahreskonferenz 2019 in Hamburg Wilhelmsburg kennenzulernen. Diese Veranstaltung war für mich besonders inspirierend, weil ich dort auf eine lebendige Gemeinschaft von Menschen getroffen bin, die sich alle mit großem Engagement für Nachhaltigkeit einsetzen. Diese Begegnungen haben mir gezeigt, wie wertvoll der direkte Austausch und die Vernetzung sind. Daraus ist dann auch eine Zusammenarbeit mit RENN.nord entstanden, die sehr fruchtbar ist.

Ein konkretes Projekt, das wir gemeinsam umgesetzt haben, ist ein Wimmelbuch zum Thema „Artenvielfalt“. Dieses Wimmelbuch richtet sich sowohl an Kinder als auch an Erwachsene und soll auf spielerische Weise die Bedeutung der Biodiversität näherbringen. Es ist ein tolles Werkzeug, um das Bewusstsein für die Vielfalt der Natur zu schärfen und gleichzeitig zu zeigen, wie jeder Einzelne zur Erhaltung dieser Vielfalt beitragen kann. Solche kreativen Ansätze sind mir sehr wichtig, weil sie Menschen auf eine positive und zugängliche Art und Weise für komplexe Themen begeistern können.

Das Wimmelbuch ist eine großartige Idee, um das Thema Artenvielfalt anschaulicher und greifbarer zu machen. Wie hat sich die Zusammenarbeit mit RENN.nord auf eure Arbeit ausgewirkt?

Die Zusammenarbeit mit RENN.nord hat uns sehr geholfen, unsere Reichweite zu vergrößern und neue Perspektiven in unsere Arbeit einzubringen. Die Vernetzung mit anderen Akteur:innen im Nachhaltigkeitsbereich hat uns nicht nur wertvolle Kontakte, sondern auch neue Ideen und Ansätze gebracht, die wir in Buxtehude umsetzen können. Zudem hat uns die Unterstützung durch RENN.nord gezeigt, wie wichtig es ist, nicht allein zu arbeiten, sondern sich in einem größeren Kontext zu vernetzen und Synergien zu nutzen. Das stärkt nicht nur unsere Initiative, sondern auch die gesamte Nachhaltigkeitsbewegung in der Region.

 

Schlusswort und Ausblick

Vielen Dank, Barbara, für das ausführliche und inspirierende Gespräch. Ich wünsche euch und der Initiative weiterhin viel Erfolg bei eurer wichtigen Arbeit.

Vielen Dank, es hat mir viel Spaß gemacht, über unsere Arbeit zu sprechen. Ich hoffe, dass wir noch viele Menschen in unserer Stadt und darüber hinaus inspirieren können, sich für eine nachhaltige Zukunft zu engagieren.

Das letzte Wort:

Hat meistens jemand anderes ...

Der Wandel beginnt da, wo man einfach mal macht – ohne großen Plan, aber mit viel Freude und einer Prise Trotz.

Susanne Klaar, RENN.nord Öffentlichkeitsarbeit, führte das Interview im August 2024. Kurz danach erfuhren die Initiator:innen von "Buxtehude im Wandel" von ihrem Erfolg beim Wettbewerb "Deutschland summt". „In diesem Jahr erzielte der Deutschland summt!-Pflanzwettbewerb eine blühende Vielfalt auf rund 28 Hektar für Wildbienen & Co. Dank des Engagements von über 9.000 Beteiligten bundesweit.“ Auch Buxtehude im Wandel war mit einem ersten Schattengarten dabei – und hat gewonnen! Die feierliche Preisübergabe findet am 21. September 2024 in Berlin statt.

Herzlichen Glückwunsch vom gesamten RENN.nord-Team, liebe Barbara! Wir freuen uns sehr, dass eure Initiative so positiv wahrgenommen wird.

Buxtehude im Wandel — Aktuelle Erfolge auf einen Blick

Wildwiesenerkundung mit GrundschülerInnen
Kreiszeitung Wochenblatt: Freude und Neugier bei der Erkundung mit dem NABU.

Engagement im Fokus: "Hallo Niedersachsen"
NDR Fernsehen: Beitrag über die Initiative “Buxtehude im Wandel” ab Minute 9.36.

Deutschland summt! – Buxtehude im Wandel gewinnt
Preisträgerin beim Wettbewerb "Deutschland summt!". Preisübergabe am 21.09.2024 in Berlin.

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