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Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts in Zeiten des Wandels

Beim RENN.süd-Forum diskutierten rund 120 Teilnehmende aus Süddeutschland über Nachhaltigkeit

Stuttgart - Welche Rolle spielt gesellschaftlicher Zusammenhalt für eine gelingende sozial-ökologische Transformation? Und wie kann der Zusammenhalt gerade in Zeiten des Wandels gestärkt werden? Über diese Fragen haben beim RENN.süd-Forum 2024, im Stuttgarter Haus der Wirtschaft, rund 120 Nachhaltigkeits-Akteure aus Baden-Württemberg und Bayern diskutiert. Das jährliche Vernetzungstreffen für Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft, Kommunen, Wirtschaft und Wissenschaft bot Gelegenheit für innovative Impulse, Austausch und Vernetzung – ganz nach dem Motto: „Wir wollen mehr über Lösungen sprechen – 80 Prozent Lösungen, 20 Prozent Probleme“, so Silke Timm von RENN.süd zur Begrüßung.  

RENN.süd ist eine von vier Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien in Deutschland, sie ist angesiedelt beim Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V. in Nürnberg und bei der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg in Karlsruhe. Initiiert wurde das Netzwerk 2016 vom Rat für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung zu Fragen einer nachhaltigen Entwicklung berät.

Prof. Dr. Kai Niebert, Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung und Präsident des Deutschen Naturschutzrings e.V., erklärte in seinem Grußwort, dass Veränderungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung struktureller Rahmenbedingungen bedürfen, die sowohl top-down als auch bottom-up mitgetragen und –gestaltet werden. Wirkliche Veränderungen bräuchten eine Grundlage im System und veränderte Infrastruktur. „Wir brauchen Infrastruktur statt Individualisierung, wir brauchen Infrastruktur statt Moralisierung, so schaffen wir den Weg in die Klimaneutralität“, so Niebert.

Neue Ergebnisse aus der Kohäsionsforschung stellte Prof. Dr. Oliver Arránz Becker vom Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) vor. Das FGZ befasst sich in über 60 Projekten damit, was Zusammenhalt bedingt, wie er sich äußert und messen lässt. Ergebnisse eines Projektes zeigen, dass sich Vertrauen in die Institutionen, eine Zufriedenheit mit der Wiedervereinigung oder Gerechtigkeitswahrnehmung positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken. Dagegen gefährden ihn Einflussgrößen wie Angst vor sozialem Abstieg oder eine DDR-Sozialisation. Arránz Becker stellte außerdem Forschungsergebnisse zum Strukturwandel in Braunkohlegebieten vor: Hier zeigte sich, dass Transformation nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Herausforderung ist. „Ohne Zusammenhalt gibt es keine gelungene Transformation, aber die Transformation ist gleichzeitig auch eine Herausforderung für den Zusammenhalt“, fasste der Forscher zusammen.

Welche Rolle verschiedene Akteure in der Gesellschaft dabei spielen, wurde in einer Diskussionsrunde deutlich: „In dieser dynamischen Umgebung müssen wir als Journalisten dafür sorgen, dass die Menschen sich nicht abgehängt fühlen“, so Daniel Asche, stv. Abteilungsleiter Multimediale Landespolitik BW beim SWR sowie Leiter des Formats „Zur Sache Baden-Württemberg“. “Bildungseinrichtungen haben die Aufgabe, diskriminierungssensible und machtkritische Haltungen zu fördern”, betonte Gundula Büker, Vorständin des DEAB e.V. sowie Fachpromotorin für Globales Lernen: „In Zeiten globaler Krisen können wir gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht nur lokal denken – wir brauchen ein Weltbewusstsein.“ Aus Sicht der Kommunen appellierte Ralf Broß, Geschäftsführer des Städtetages Baden-Württemberg: „Wir müssen aufhören zu problematisieren – kultivieren Sie lösungsorientiertes Denken in Ihrem Unternehmen, in Ihrer Verwaltung, in Ihrem Verein.“ Michael Harder, Projektleiter bei der Allianz für Beteiligung e.V., machte deutlich: „Transformationsprozesse werden nur dann Erfolg haben, wenn sie von der Zivilgesellschaft aktiv mitentwickelt werden.“

Im (Nach-)Mittagsprogramm des RENN-süd-Forums konnten sich die Teilnehmenden von Lösungsansätzen inspirieren lassen und Fragestellungen rund um das Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt vertiefen. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ präsentierten Nachhaltigkeitsakteure aus Baden-Württemberg und Bayern konkrete Ideen für den Wandel. In der interaktiven Ausstellung „Parcours Futur“ konnten die Teilnehmenden zudem erproben, wie Kommunikation und Diskussion zur zukunftsfähigen Gestaltung unserer Demokratie beitragen.  

Diskussion und das gemeinsame Arbeiten an Lösungen standen in den 10 Barcamp-Sessions und 5 (b)RENN.punkte-Workshops im Mittelpunkt. Bei den Barcamp-Diskussionsrunden standen die Themen der Teilnehmenden im Mittelpunkt: Welche Instrumente können den Zusammenhalt auf kommunaler Ebene fördern? Wie können Bürger*innenräte den Zusammenhalt stärken? Und welches Potenzial birgt Sport für das gesellschaftliche Miteinander? Zu diesen und vielen weiteren Fragestellungen tauschten sich die Teilnehmenden in Kleingruppen aus. In den anschließenden Workshops standen die Themen Storytelling für positive Transformations-Narrative, Kompetenzmodelle für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung, Werkzeuge für kooperative Entscheidungsfindung in komplexen Zeiten, Resilienz und mentale Stärke sowie innovative Ansätze für politische Bildung im Fokus.

Das diesjährige RENN.süd-Forum 2024 hat gezeigt: Die Ideen, Lösungen und die Motivation für eine nachhaltige Transformation mit und durch gesellschaftlichen Zusammenhalt sind da. Mit demokratischem Schulterschluss, Mut zur Veränderung und vielfältigem Engagement können wir den Weg für eine nachhaltige Transformation ebnen. 

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