8. Bayerische Nachhaltigkeitstagung in Gunzenhausen: Starke Kooperationen im Fokus
Gemeinsam Nachhaltigkeit voranbringen: Bei der 8. Bayerischen Nachhaltigkeitstagung in der Gunzenhausener Stadthalle haben sich am Dienstag, 5. November 2024, rund 140 Teilnehmende aus Vereinen, Verbänden, Initiativen und Kommunen aus dem ganzen Freistaat getroffen, um sich zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen und fachliche Impulse mitzunehmen. Schwerpunkt der Veranstaltung war die Frage, wie sich dauerhaft starke Kooperationen aufbauen lassen, um eine nachhaltige Entwicklung auch in schwierigen Zeiten zu stärken.
Klimaschutz als größte Kooperationsaufgabe der Welt
In ihrem Impuls-Vortrag skizzierte Prof. Dr. Estelle Herlyn, wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzcentrums für nachhaltige Entwicklung an der FOM Hochschule für Ökonomie & Management in Düsseldorf, dass Wissenslücken über den Kern der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, immer mehr Frust wegen zunehmender Bürokratie durch die Nachhaltigkeitsberichterstattung und Einbußen in der Wirtschaft für den schweren Stand des Themas sorgen. Gleichzeitig seien viele der Schwierigkeiten beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele bis 2030 mit mangelnder Kooperation verbunden – das Problem sei beispielsweise oft ein „zu nationaler Fokus“. Klimaschutz ordnete sie als „größte Kooperationsaufgabe der Welt“ ein.
Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen hat sie herausgearbeitet, wie so genannte „Multi-Akteurs-Netzwerke“ bei der Umsetzung der Agenda 2030 helfen können: Darunter sind Partnerschaften mit Akteuren aus Politik, Zivilgesellschaft und Forschung zu verstehen. Als gelingendes Beispiel nannte sie unter anderem die Allianz für Klima und Entwicklung, in der Unternehmen, Institutionen, Organisationen und Privatpersonen Klimaschutzprojekte dort fördern, wo Entwicklungswirkungen besonders wirksam sind: in Ländern des globalen Südens. So stärken sie gleichzeitig wirtschaftliche Entwicklung, verbessern die Lebensumstände der Menschen und schützen unseren Planeten. Diese Art von internationaler Zusammenarbeit sei für erfolgreichen Klimaschutz notwendig, sagte Herlyn.
Zusammenarbeit mit Kommunen vor Ort
Kooperationen sind auch ein wichtiger Bestandteil in der Arbeit der Veranstalterinnen der Tagung: Das Zentrum für nachhaltige Kommunalentwicklung in Bayern und RENN.süd (Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien) stellt die Bayerische Nachhaltigkeitstagung gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern auf die Beine. Auch die Zusammenarbeit mit der gastgebenden Kommune Gunzenhausen ist dabei wichtig: „Für uns ist Gunzenhausen mehr als die Veranstaltungslocation“, sagte Danielle Rodarius von RENN.süd. Man suche den Austausch mit der Stadt. Das begrüßte auch Gunzenhausens Erster Bürgermeister Karl-Heinz Fitz: Kooperationen und Netzwerke seien wichtig, um nachhaltige Entwicklung vor Ort voranzubringen, sagte er: Beispielsweise die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern, die Lokale Agenda 21 in der Stadt oder die Integrierte Ländliche Entwicklung Fränkisches Seenland-Hahnenkamm, in der kleinere und größere Gemeinden sich gemeinsam weiterentwickeln.
Raum zur Vernetzung und konkretes Handwerkszeug
Die Bayerische Nachhaltigkeitstagung enthält traditionell viele Bestandteile, bei denen Teilnehmende der Tagung Einblicke in ihre Arbeit geben und miteinander ins Gespräch kommen: Die Blitzlichter aus Projekten, die Fishbowl-Diskussion, bei der jeder Teil des Podiums sein kann und die Stände des „Zukunftsmarkts“ im Foyer mit den „Wandelplenum“-Diskussionsrunden boten dafür Raum. Einblicke gab es zum Beispiel in das Konzept der „Kooperativen Stadt“, das vom Nachhaltigkeitsbüro der Stadt Augsburg ins Leben gerufen wurde – oder in die Geschichte des Weltackers Nürnberg: Hier ist es einer Initiative mit starken Partnern und Sponsoren wie DATEV und den Nürnberger Philharmonikern gelungen, 2000 Quadratmeter Parkplatz in eine bewirtschaftete Ackerfläche umzuwandeln, die als Bildungsstandort für Ernährungsgerechtigkeit dient. Die Zukunftsmarkt-Stände von nachhaltigen Initiativen, Netzwerkstellen, Bildungsanbietern und Vereinen waren gleichzeitig der Ort für die kurzen Wandelplenums-Diskussionsrunden, bei denen sich die Teilnehmenden über für sie brennende Themen wie Bürgerbeteiligungsprozesse, Nachhaltigkeitsberichterstattung oder die Beständigkeit von Projekten über Förderphasen hinaus austauschten.
Viele Anregungen vermittelten Expertinnen und Experten außerdem in den Nachmittags-Workshops: Vermittelt wurde hier praxisnahes Fachwissen, zum Beispiel zu den Themen „Klimaanpassung durch blau-grüne Infrastruktur“, „Interkommunale Zusammenarbeit für alternative Mobilitäts- und Verkehrskonzepte“ oder „Nachhaltige Beschaffung im Bereich Informations- und Kommunikationstechnik: Durch Kooperationen mehr erreichen“.
Die Tagung bot den Teilnehmenden vielfältige Möglichkeiten, sich miteinander zu vernetzen und Wissen auszutauschen. Zum Abschluss fasste Silke Timm von RENN.süd zusammen, es sei an diesem Tag viel über Beständigkeit, Vertrauen und die Räume gesprochen worden, die Kooperation ermöglichen. „Wir haben schon viel geschafft, aber in den nächsten Jahren muss unsere Geschichte noch eine andere sein, um Menschen zum Mitmachen zu motivieren.“
Wir freuen uns über eine erfolgreiche achte Nachhaltigkeitstagung und danken allen Mitwirkenden für ihre Mitgestaltung der Tagung.