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Das Dorf, das mit Eiswaffeln heizt

RENN.nord RENN Leitstelle Niedersachsen
Fotos: © Gemeinde Ostercappeln

Europas größte Waffelfabrik liegt in einem ziemlich kleinen Dorf mit Namen Venne. 1.738 Seelen, drei Milliarden Waffeln im Jahr. Wer in Deutschland ein Eis aus dem Supermarkt oder der Eisdiele schleckt, beißt ziemlich sicher in eine Waffel von dort – und heizt indirekt das Dorf mit. Die Waffeln werden normalerweise bei 200 Grad Celsius auf mit Gasflammen erhitzten, gusseisernen Platten gebacken, die Wärme wird abgesaugt und zum Schornstein rausgeblasen. „Seit 1949, seit es die Firma gibt, dachte meine Familie darüber nach, was das denn für eine Verschwendung ist“, sagt Geschäftsführer Christian Meyer zu Venne.

Heute ist Schluss damit. 

Seit 2015 beheizen die Waffeln das Dorf. Oder besser gesagt: Die Abwärme aus den Backöfen speist das Nahwärmenetz der Venner Energie eG, an das heute 176 Gebäude angeschlossen sind. Die Preise seien vergleichbar mit Öl- und Gasheizungen, sagt Meyer zu Venne. Vor allem aber sei das zukunftsfähige, klimafreundliche Wärme. Schließlich dürfen in Deutschland ab 2026 Ölheizungen nur noch eingebaut werden, wenn es wirklich keine Alternativen gibt. Die Meisten, die mitmachen, werden auch Genossenschaftsmitglied. Ihnen gehört dann nicht nur das zehn Kilometer lange Nahwärmenetz, sie teilen auch das Risiko der 4,5 Millionen Euro Investitionskosten, die sich binnen 20 Jahren amortisieren sollen. Und sie teilen sich die Arbeit. Von der KfW Bankengruppe gab es einen Zuschuss, alles Technische und die Steuern erledigen Dienstleister. Doch das Management der Genossenschaft arbeitet komplett ehrenamtlich, vom Aufsichtsrat bis zum Vorstandsvorsitzenden. Wie viel Arbeit selbst eine kleine Energiegenossenschaft mache, einige Stunden am Tag, habe man unterschätzt, sagt Meyer zu Venne. 

Ob das Projekt Nachahmer findet? 

„Das hoffe ich. Als kleines Unternehmen muss man einiges geben, aber ideell lohnt sich das“, sagt der Firmenchef. Natürlich erlöse die Firma durch den Verkauf der Wärme etwas, aber es sei auch herausfordernd, Wärmetauscher in die Produktion einzubauen. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung zeigte in einer Studie von Juli 2020: Selbst in der energieintensiven Industrie bleibt Abwärme in Deutschland meist ungenutzt. Deshalb müsse die Politik mehr Anreize schaffen, sagt Meyer zu Venne: „Ich hoffe, dass bis 2030 möglichst viele Unternehmen ihre Abwärme nutzen, das ist schließlich Klimaschutz.“

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