Delegation aus Weißrussland zu Gast. Austausch zu nachhaltiger Entwicklung in Thüringen und Brandenburg.
Wie kann eine nachhaltige Entwicklung vor Ort gelingen, wie lassen sich staatliches und zivilgesellschaftliches Engagement dabei verbinden und was kann man von erfolgreichen Nachhaltigkeitsprojekten und strategischen Ansätzen lernen?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Studienreise, die rund 30 Vertreterinnen und Vertreter staatlicher Verwaltungen und zivilgesellschaftlicher Organisationen von Regionen und Kreisen aus Weißrussland im Zeitraum vom 18.-23. Juni 2017 nach Deutschland unternommen haben.
Startpunkt war Berlin mit einer Begrüßung und Einführung durch den Rat für Nachhaltige Entwicklung. Vom 20.-22. Juni reiste dann je ein Teil der Delegation nach Thüringen bzw. Brandenburg.
Die Studienreise wurde vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB gGmbH) in Dortmund im Auftrag des Minsker Büros des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) organisiert. Die Regionale Netzstelle Nachhaltigkeitsstrategien RENN.mitte war hierbei Kooperationspartner und begleitete in beiden Bundesländern die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studienreise zu Orten nachhaltiger Entwicklung.
So führte der Verein Zukunftsfähiges Thüringen die Gäste aus Weißrussland zum Erfurter NaturErlebnisGarten Fuchsfarm, in das Bioenergiedorf Schlöben und in den Erfurter Interkulturellen Garten. Zudem stand eine nachhaltige Stadtführung durch Erfurt auf dem Programm und die Produktion einer Sendung für den „Nachhaltigkeitsreport“ bei Radio F.R.E.I.(hier finden Sie den Link zur Sendung: <link http: www.erfurt.de ef de service mediathek audios>www.erfurt.de/ef/de/service/mediathek/audios/127215.html)
Hier widmeten sich Richard Schäfer und Josef Ahlke zusammen mit drei Vertreterinnen und Vertretern der Delegation der Umsetzung der Globalen Nachhaltigkeitsziele in Weißrussland.
Die weißrussische Republik verfügt wie Deutschland über eine nationale Nachhaltigkeits-strategie, die 2015 fortgeschrieben wurde und die anhand regionaler Nachhaltigkeitsstrategien breitenwirksam umgesetzt werden soll. Wie dies im Einzelnen gelingen kann, wo Erfolge und Schwierigkeiten liegen, wurde im Nachhaltigkeitsreport thematisiert.
Hierfür suchen die weißrussischen Vertreter und Vertreterinnen konkrete Ansätze und einen Ideenaustausch mit deutschen Städten und Regionen. In diesem Zusammenhang sind sie auch an kommunalen Partnerschaften interessiert. Der Besuch in Schlöben war daher doppelt gelungen. Denn Bürgermeister Hans-Peter Perschke stellte nicht nur die Energiegenossenschaft und das Biomasse-BHK mit Wärmeversorgung in Bürgerhand vor. Er und Mikhail Sauko aus Slonim Aria, Region Grodno, einigten sich auch darauf, in Kürze eine Dorfpartnerschaft anzubahnen, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam Projekte voranzubringen.
Der Thüringer Bürgermeisterdialog zur nachhaltigen Kommunalentwicklung, in dem Hans-Peter Perschke Sprecher ist, bietet für zukünftige kommunale Partnerschaften mit Weißrussland möglicherweise weitere interessante Ansatzpunkte. Das Thema soll schon auf der nächsten Sitzung besprochen werden.
Miterleben konnten die weißrussischen Gäste auch die Premiere von „Krieg und Frieden“. Das Theaterprojekt wurde vom Jugendtheater „Die Schotte“ in Kooperation mit der Bürgerstiftung Erfurt realisiert. Es soll Flüchtlingen dabei helfen, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen und ihre zum Teil traumatischen Erlebnisse der Flucht zu verarbeiten. Migration und Integration, Frieden und Gerechtigkeit, globale und lokale Partnerschaften sowie Verringerung von Ungleichheiten: auch dies sind neben der Bekämpfung von Hunger und Armut sowie dem Erhalt der natürlichen Ressourcen wichtige Inhalte der globalen Nachhaltigkeitsziele, die es von allen Ländern zu realisieren gilt.
Beim Besuch des anderen Teils der Delegation in Brandenburg standen Konzepte und praktische Erfahrungen auf dem Wege einer nachhaltigen Entwicklung im Mittelpunkt, so u. a. die Besichtigung regenerativer Energieanlagen in Feldheim sowie ein Besuch im Dorf Groß Schauen mit dem Blick auf eine nachhaltige Dorfentwicklung. Im Haus der Natur in Potsdam erhielten die Gäste einen Einblick die nunmehr 15-jährige Entwicklung dieses Standortes mit dem Ziel, die Kräfte von Natur- und Umweltschutzverbänden zu bündeln. Brandenburg 21 e.V. informierte über das zivilgesellschaftliche Engagement bei Erarbeitung und Umsetzung der Landesnachhaltigkeitsstrategie am Beispiel der landesweiten Aktivitäten von Brandenburg 21 sowie der Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Verwaltung beim Lokale-Agenda-21-Prozess in der Stadt Strausberg.
Während des dreitägigen Programms fanden an jeder Station in Thüringen und Brandenburg intensive Gespräche über die konkreten Projekte sowie deren strukturelle, personelle und finanzielle Rahmenbedingen statt. Ob beim Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung, regionale Energiegewinnung und Wertschöpfung, nachhaltige Mobilität, Flächenentsiegelung und Stadtnatur oder der Gestaltung des demografischen Wandels, überall spielten Fragen der Partizipation und Teilhabe zivilgesellschaftlicher Akteure sowie deren Zusammenwirken mit staatlichen Stellen eine große Rolle. Parallel hierzu wurden das Zusammenwirken von Nachhaltigkeitsansätzen und Strategien im föderalen System in Deutschland und in Weißrussland diskutiert. Sowohl in Thüringen als auch in Brandenburg waren die Vertreter aus den Umweltministerien in die Gespräche eingebunden, die in ihren Referaten federführend für die Nachhaltigkeitsstrategien der beiden Länder zuständig sind. Somit konnte die weißrussische Delegation auch interessante Einblicke in das konstruktive, aber keineswegs immer reibungslose Zusammenwirken von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren bei der Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland gewinnen. Klar wurde dabei, dass nachhaltige Entwicklung sowohl unterstützende staatliche Rahmenbedingungen als auch zivilgesellschaftliches Engagement braucht und dass nur durch das gemeinsame Zusammenwirken vieler Akteure der gesellschaftliche Wandel gelingen kann.
Im Abschlussgespräch mit den weißrussischen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte sich, dass sie mehrere Ideen für die Arbeit in ihren Regionen, Kreisen und Städten mitnehmen werden. Deutlich ausgesprochen wurde der Wunsch nach weiteren Kooperationen und insbesondere der Anbahnung von kommunalen Partnerschaften.
Wenn Sie als Kommune oder zivilgesellschaftlicher Verein an einer solchen Kooperation Interesse haben, bitte kontaktieren Sie uns, wir vermitteln Sie gern an die Partner aus Weißrussland weiter.