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Ein kurzer Rückblick auf die RENN.tage 2025

Am 16. und 17. Juni fanden in den Atelier Gardens in Berlin die RENN.tage 2025 statt – die bundesweite Netzwerktagung des RENN-Netzwerkes, bei dem dieses Jahr über Lösungsansätze zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts diskutiert wurde. Erste Eindrücke teilen wir hier.

Zwischen blühenden Stauden und alten Filmstudios wuchsen bei den RENN.tagen frische Ideen und neue Vernetzungen. 200 Anmeldungen gingen für die Netzwerktagung ein, bei der Menschen zusammenkamen, die sich für Nachhaltigkeit, Demokratie und mehr Miteinander engagieren. Neben einem starken Bühnenprogramm, dass Hintergründe von Spaltung und Populismus sowie die Rolle und Verantwortung von Politik und Medien für den Zusammenhalt fokussierte, erarbeiteten die Teilnehmenden zudem konkrete Impulse zum Thema, die von Bundespolitikern diskutiert und eingeordnet wurden.

Weniger Beton, mehr Echt

Starke Einblicke in den aktuellen Stand von Politik und Medien in der Gesellschaft ermöglichte die erste Keynote der Tagung von Dr. Helene Bubrowski, Chefredakteurin bei Table.Media. „Politik und Medien befinden sich in einer Vertrauenskrise“, so Dr. Bubrowski. Die spürbare Entfremdung führe bei Politiker*innern wie Journalist*innen zu einer Verunsicherung der eigenen Rolle. Zudem wies sie auf widersprüchliche Erwartungshaltungen hin: „Politiker*innen sollen Menschen sein, aber funktionierten wie eine fehlerlose Maschine.“ Sie plädierte für bessere Fehlerkultur, weniger überkomplizierte „Betonsprache“ und mehr Wahrhaftigkeit.

Was genau in Deutschland gerade so viele Spannungen verursacht, war Gegenstand der folgenden Podiumsdiskussion mit Dr. Bubrowski, Demokratie-Influencer Rafid Kabir, dem Vorsitzenden des Rates für Nachhaltige Entwicklung Reiner Hoffmann, Dr. Andreas Oldenbourg (Das Progressive Zentrum) sowie Dr. Stefan Wilhelmy (Engagement Global). Besprochen wurde u.a. der große Einfluss sozialer Medien, deren Algorithmen Populismus zum Reichweitenverstärker machen. Gegen Vereinzelung und Verstimmung helfe echte Partizipation, die politisch ernst genommen wird – etwa in Bürger*innenräten. Immer wieder wurde auch darauf hingewiesen, dass Zumutungen offener kommuniziert werden müssten und aktuelle Herausforderungen sich nicht einfach in Deutschland, sondern nur in globalen Kontexten lösen lassen.

Konflikte im Gespräch

Nach einer motivierenden Videobotschaft der neuen Queerbeauftragten der Bundesregierung Sophie Koch, ging es für die Teilnehmende in vier Workshops, die brisante Spannungsfelder thematisierten. Hier wurden Impulse entwickelt, um Konflikte in den Bereichen Verteilung, Zugehörigkeit und Anerkennung sowie ökologischen Fragen aufzulösen. Die Impulse publizieren wir in Kürze!

Von Macht und Medien

Abgeschlossen wurde der erste Tag noch durch ein Abendgespräch zwischen Newsfluencer Fabian Grischkat und Markus Beckedahl, Mit-Initiator der re:publica. Der Austausch drehte sich um digitale Macht – wer bestimmt, was wir sehen und glauben? Einigkeit herrschte darüber, dass wir nicht akzeptieren können, dass wir den Launen der wenigen Machthabern von Technologien und Sozialen Medien ausgeliefert sind. Eine Lösung liege in europäischen, gemeinschaftlichen Plattformen. Der einfachste Weg liege jedoch auf der Hand: Als User*in können wir den Plattformen jederzeit unsere Aufmerksamkeit (und somit ihre Wirtschaftlichkeit) entziehen. „Es ist jetzt an der Zeit, Alternativen eine Chance zu geben“, so Beckedahl. Ein Punkt, der beim Tagesabschluss auf der Dachterrasse des Atelier Gardens weiter emsig diskutiert wurde.

Weniger auf laute, mehr auf leise Töne hören

Der zweite Tag startete erneut mit einer erkenntnisreichen Keynote. Jérémie Gagné von More in Common sprach über die lauten und die leisen Stimmen unserer Gesellschaft. Er verdeutlichte, dass die besonders lauten Stimmen unser Gesellschaftsbild prägen und uns zur Annahme verleiten würden, dies seien die einzigen Positionen. Die Gesprächsfähigkeit sei aber auch durch einen aktuellen Zukunftspessimismus, verlorenes Vertrauen in Politik und empfunden wachsende Spaltung geprägt. Sein Fazit: „Die Gesellschaft ist nicht so veränderungsträge, wie wir oft glauben. Die meisten wünschen sich mehr kollektive Handlungsfähigkeit. Dennoch ist die Umsetzungszuversicht gering – und dadurch werden Debatten schnell aufgeheizt.“

Vom Impuls zur Politik

Im Anschluss wurden die am Vortag entwickelten Impulse durch die Bundespolitiker Bodo Ramelow (Vizepräsident des Bundestags, MdB, Die Linke) und Dr. Jan-Niclas Gesenhues (MdB, Bündnis 90/Die Grünen) diskutiert. Besonders fokussiert besprochen wurde u.a., dass Nachhaltigkeit zur kommunalen Pflichtaufgabe werden müsse: „Dies wäre ein Ansatz, um gemeinsam in die Planung zu kommen, was vor Ort geschehen muss, um diesen Auftrag der Pflichtaufgabe zu erfüllen“, so Bodo Ramelow. Dr. Jan-Niclas Gesenhues betonte derweil, dass Klimapolitik immer auch Sozialpolitik sei – und das Klimageld jetzt als Instrument dafür in den Einsatz kommen müsse. Besprochen wurden zudem die Stärkung von Begegnungsräumen, langfristigen (statt projektbasierten) Finanzierungen für nachhaltige Projekte und ernsthafter Partizipation (z.B. durch Bürger*innenräte). Dr. Gesenhues plädierte abschließend dazu, mehr rauszugehen und auszuhalten, dass Menschen auch anders denken – und eher das Verbindende als das Spaltende zu betonen.

RENN.tage 2025 mit Dr. Jan-Niclas Gesenhues und Bodo Ramelow

Mehr Gespräch, mehr Zusammenhalt

Genau hier setzten die folgenden Demokratielabore an. Die Teilnehmenden konnten eigene Kompetenzen im Umgang mit Konfliktthemen austesten und stärken. Sie wurden u.a. mit kontroversen Thesen konfrontiert, konnten Perspektivwechsel erproben oder Rollenverständnisse hinterfragen.

Zum Abschluss der RENN.tage kam es erneut zum Bühnengespräch – diesmal zwischen Journalistin Annika Prigge und Dr. Jürgen Janssen, Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung. Es ging darum, optimistisch zu bleiben, Nachhaltigkeits-Narrative wieder positiv zu besetzen und sich immer und immer wieder ins Gespräch zu wagen.

RENN.tage 2025: So geht es weiter

Eine ausführliche Dokumentation der RENN.tage sowie die Impulse, die in den Workshops entwickelt wurden, veröffentlichen wir zeitnah auf unserer Homepage.

Im Veranstaltungskalender des RENN e.V. stehen noch zwei Webinare rund um kommunale Nachhaltigkeitsberichte (08.07. & 11.09. – Infos hier) sowie eine Konferenz, die gesellschaftlichen Zusammenhalt im Bereich Sport fokussiert (18.09., Frankfurt, Infos folgen).

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